Lange ist es her als der letzte Blogeintrag folgte. Dies ist dem geschuldet, dass in den letzten 3 1/2 Wochen eine Menge Prüfungen anstanden, wie ein dreitägiger schriftlicher Prüfungsmarathon über unsere Laborversuche als auch die zweite Runde unserer Sessionals - wieder einmal sechs Prüfungen in drei Tagen, dieses Mal aber closed book. Somit lag meine Prämisse klar im Lernen als im Schreiben.
Mittlerweile sind die letzten Unitage gezählt. In manchen Fächern sind wir bereits seit zwei Wochen mit dem Lehrplan fertig und nach den Sessionals findet nun auch nicht wirklich mehr richtig Unterricht statt. Man fühlt sich wie damals in den letzten Zügen kurz vor dem Abi, nur noch einmal ordentlich Lernen für die Endprüfungen und dann fällt der große Startschuss für den geplanten Sommerurlaub. Ende der letzten Woche musste noch die Endpräsentation für das Seminar gehalten und die praktische Laborprüfung abgelegt werden. Vom 14. Mai bis 25. Mai sind dann die Endexamen und unser zweites Mastersemester ist vollendet, im Gegensatz zu den Chemnitzer Kollegen, die vor gut einem Monat ihr zweites begonnen haben.
Somit ist in der letzten Zeit nicht wirklich etwas interessantes vorgefallen. Nichtsdestotrotz berichten wir heute, wie wir unser Osterfest in Indien verbracht haben – definitiv ohne Osterhasen, ohne bunt bemalte Ostereier, ohne Hasenbraten, kein Eier suchen, keine gewöhnliche Ostersonntagsnachtmesse und, und, und…
Ostern in Indien, welches hier ausschließlich das Fest der Christen ist, führt man auf die Zeit zurück, als die Briten noch das Land regierten. Auch wenn die Christen gerade einmal 2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Indiens ausmachen, ist das Osterfest in einigen Regionen sehr wichtig. Teile des Osterfestes sind dabei der Austausch von Geschenken und Gottesdiensten, die in der Karwoche stattfinden. So war am Karfreitag ein Feiertag (hierzulande “Good Friday” genannt) und Grund genug einen Brückentag einzulegen, um ein verlängertes Wochenende zu haben und um endlich einmal “mehr” von Indien zu sehen. Um natürlich den Ostersamstag auch frei zu bekommen, musste ein formloser Antrag beim Direktor eingereicht werden. Er stimmte unserem Anliegen zu, mit der Bitte, die Fehlstunden vom Samstag nachzuholen. Dem stimmten wir gerne zu. Wir überlegten uns schon ein paar Wochen zuvor, Ostern zu nutzen um nach Goa zu fahren. Da der andere Teil unserer Gruppe sich Goa für ihre Rundreise aufheben wollen, gingen wir zu verschieden Orten. Ein weiterer Grund für uns nach Goa zu fahren, war es um einen ehemaligen Institutsmitarbeiter zu treffen. Dazu später mehr.
Ursprünglich geplant war es mit dem Zug hinzufahren. Da wir uns erst ein paar Tage vor Abreise bemüht hatten Tickets zu bekommen, und das auch noch an den Ostertagen, gestaltete sich dies als recht schwierig. Um sicher Tickets zu bekommen, sollte man dies viele Wochen eher im Voraus tun, denn Zugreisen sind hier sehr begehrt und ausgebucht. Somit hatten wir auch nur noch Aussicht auf die Waiting List. Waiting List heißt nicht, dass man warten muss, bis Leute abspringen und man dann ein Ticket bekommt, nein, vielmehr dass man keinen Sitzplatz sondern einen Stehplatz hat. Unsere letzte Möglichkeit war es, so zeitig wie möglich einen Tag vor der Abreise zu dem Zugstand nach Udupi zu fahren um Restkarten zu bekommen. Halb sieben standen wir also in Udupi mit einer Menge anderer Inder und versuchten unser Glück. Als sich die Türen ein paar MInuten später öffneten, stürmte jeder so schnell es ging in die Halle um möglichst als erster in der Reihe zu stehen. Wir waren ziemlich weit vorne und mussten aber noch über eine Stunde ausharren bis der Schalter öffnete. Als wir an der Reihe waren, hatten wir leider kein Glück mehr. So besorgten wir uns nach der Uni Bustickets, um noch am selben, späten Abend loszufahren. So standen wir gegen 23:15 Uhr am Tiger Circle in Manipal. Kein Bus weit und breit in der Nähe. Keine Menschenseele die mit uns mit wollte. Verwirrt versuchten wir die Nummer auf den Tickets anzurufen, den Tipp der uns ein Rikshawfahrer gab, um Auskunft zu erhalten, wo denn der Bus sei oder ob wir einfach zu spät waren. Mit einer halben Stunde Verspätung konnten wir dann endlich starten. Die Nachtfahrt verlief ruhig. Die sieben Stunden vergingen wie im Flug, da man gut schlafen konnte. Und trotz einer halben Stunde Verspätung kamen wir planmäßig halb sechs in der früh in Panaji, der Hauptstadt Goas an. Aus dem Schlaf gerissen, stiegen wir aus dem Bus und schon kamen von allen Seiten Taxifahrer angerannt und wollten, dass man mitfuhr. Orientierungslos und noch Dunkel suchten wir uns eine abgelegene Stelle und warteten bis es hell wurde und suchten uns dann einen vertrauenswürdigen Taxifahrer, der uns nach Candolim zu unserem Hotel fuhr. Dort angekommen mussten wir noch knapp zwei Stunden warten. Ich schlief im Wartesaal ein und merkte als ich wieder aufwachte, dass Alex alles zum Einchecken regelte.
Schnell bezogen wir unser Zimmer, machten uns kurz frisch und trafen uns zum Frühstück mit Markus der im selben Hotel wohnte und ein ehemaliger Mitarbeiter des Chemnitzer Printmedieninstitutes ist. Er ist seit Februar aus beruflichen Gründen in Bangalore, ebenfalls für ein halbes Jahr. Vor Ostern verschlug es ihn nach Goa erst der Arbeit wegen und dann um ein paar Tage Urlaub zu machen.
Da Markus während seiner Fahrt vom Flughafen zum Hotel den Taxifahrer Tiger kennenlernte, wurde dieser unser Chauffeur für die nächsten drei Tage. Jeder Taxifahrer bei dem man mitfuhr gab seine Nummer, um auch ja ihn anzurufen, wenn man wo hin wöllte, damit sein Geschäft läuft. Tiger war sehr nett, konnte gutes Englisch und machte sehr gute Preise. Somit machten wir uns gegen Mittag auf den Weg zu unserem ersten Ausflugsziel, der Tropical Spice Plantation nach Ponda. Als erstes werden die Gäste traditionell mit einer Blumenkette und dem roten Punkt auf der Stirn begrüßt. Danach ging es mit einem Früher durch die Plantage, der uns verschiedene Gewürze zeigte und deren medizinischen Wert erklärte. Wir sahen u.a. wie Schwarzer Pfeffer, Kardamom, Muskat, Vanille, Zimt, Nelke, Chilis und Koriander wachsen. Tropische Bäume wie Cashewbäume und Betelnussbäume, wie auch tropische Früchte Sternfrucht, Ananas, Zimtapfel, Bananen und Jakobsfrucht gab es es auch zu sehen. Wusstet ihr z.B. das die Ananas nicht an Bäumen wächst, sondern die Blüte eines Strauches ist, oder Zimt nichts anderes als gemahlene Rinde ist? Nach der Führung gab es eine kleine Erfrischung gegen die Hitze mit kaltem, heilkräftigen Wasser. Danach gab es ein spezielles Goa’isches Mittag, das auf einem Bananenblatt serviert wurde. Auf dem Rückweg nah Candolim ging es noch in einen kleinen Tempel. Amüsant war, dass wir von jemanden in eine Ecke geführt wurden, der uns etwas erzählen wollte und uns ganz nebenbei europäisches Geld abknöpfte als Spende, dafür das er uns etwas erzählte.
unser Zielort Candolim
Spice Plantation
Jackfruit
Palmenkletterer
unten angekommen kleine Erfrischung
Aufgang zur Plantage nach der Begrüßung
Destille für Cashew Schnaps
Mittagessen
Verkaufsstände
mit Elefanten baden
Tempel
Zum Karfreitag fuhren wir zum Fort Aguada. Dieser Festungsfelsen markiert gleichzeitig das südliche Ende des Candolim Beach. Auf dem höchsten Punkt des Felsens steht ein Leuchtturm. Nicht weit von dem Fort ging es weiter auf einen kleinen Delphinbootstrip. Richtig rausgetraut aus dem Wasser haben sie sich leider nicht . Weiter ging es nach Old Goa in die St. Francis Kirche und zur Bom-Jesus Kirche, wo die Überreste von Francisco de Xavier in einem mit Edelsteinen besetzten Silberreliquiar aufbewahrt werden. Doch leider war diese aufgrund des Feiertages geschlossen. Danach haben wir uns noch die einzige Ruine der Kirche des heiligen Augustinus, einen 46m hohen Turm, erbaut im Jahre 1602, angeschaut. Zum Mittag essen fuhren wir in die Hauptstadt Goas nach Panaji. Ziel war dort, die größte Kirche Panajis “Our Lady of Immaculate Conception” (Unserer Lieben Frau der unbefleckten Empfängnis). aus dem Jahr 1619. Über breit angelegte Treppenaufgänge erreicht man die schneeweiße Barockfassade mit dem Hauptportal.
Fort Aguada
Delphin-Tour
Sitz eines Reichen Gefängnis
ein Delphin ließ sich noch blicken
St. Francis Kirche in Old Goa
Ruine des Klosters des Heiligen Augustinus
Kirche Panajis “Our Lady of Immaculate Conception”
Den Ostersamstag verbrachten wir, wie auch nach den Ausflügen, am Strand. Am Abend fuhren wir nach Anjuna zum Nachtflohmarkt. Anjuna war das Versteck für die Hippies, die nach Goa in den späten 60er Jahren kamen. Obwohl man noch die Ausländer auf dem Markt sieht, ist es jetzt eher ein Souvenir Basar.
Anjuna – Nachtflohmarkt
Strand in Candolim
Ostersonntag ging es schon sehr zeitig zurück. Tiger holte uns in der früh ab und fuhr uns zum Bahnhof nach Madgaon, wo unser Zug noch 90 min Verspätung hatte. Gegen Mittag trudelten wir erholt wieder in Manipal ein.
Unser Hotel
Abreise
Tiger, unser Fahrer Bahnhof Madgaon
Aufladen
im Zug
Mittlerweile ist in Manipal der Monsun eingetroffen, früher als er sollte. So haben wir des Öfteren nun Regen, Gewitter und mehrere Stromausfälle am Tag.
Wirklich sehr schöner Artikel. Ihr habt die paar freien Tage richtig gut genutzt :)
AntwortenLöschenUnd zwecks Monsun ... als es bei uns das erste Mal in Manipal geregnet hatte, stand der MIT Food Court unter Wasser. Und die Gewitter waren doch immer ganz schön heftig :(
Na, ganz schön verbrannt!?
AntwortenLöschenViel Erfolg für eure Abschlussprüfungen und danach einen schönen Urlaub :D
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Conny