Freitag, 29. Juni 2012

Coming home…

„Can I take a picture of you?“ – war vermutlich mit einer der am häufigsten gehörten Fragen auf den Ausflügen im letzten Monat. Die ersten Monate war man darüber noch etwas verblüfft, nach mehreren Fotos wird einem unwohl, irgendwann muss man die Höflichkeit über Bord werfen und die Anfrage verneinen. Bilder werden vornehmlich gerne von Jugendlichen heimlich gemacht – keine Ahnung in wie vielen Familienalben man nun auftaucht.

6 Monate standen uns nun in Manipal bevor. Heute ist es nur noch ein Tag  in Mumbai. Es ist ein komisches Gefühl, so kurz vor der Rückkehr zu stehen. Mit dem Kopf ist man längst bei Freunden und Verwandten in der Heimat, räumt gedanklich sein Zimmer wieder ein und den Koffer aus, während der Körper noch in Indien verharrt. Die letzten Tage und Stunden verrinnen ziemlich schnell trotz (fast) Dauerregen in Manipal – Ausflüge in andere Ecken retteten uns den Tag mit Sonnenschein.

Eine Bilanz unseres Auslandsaufenthaltes ergibt - wir packen unseren Koffer und nehmen mit:

- 182 spannende Tage und Nächte in einem Land, dass sich kaum begreifen lässt

- über 10.000 zurückgelegte Kilometer per Bus, Flugzeug, Zug, Taxi, Rikschaw,   Kamel, Elefant

- 446 Stunden an indischen Lehrveranstaltungen

- ein abgeschlossenes zweites Semester mit Doppelabschluss

- mehr als 7.500 Fotos

- die Hälfte aller mitgenommenen  Medikamente genutzt

- Kleidung, die durch Sonne, Regen und indische Erde einiges mitgemacht hat

- die üblichen Souvenirs, die auch in 20 Jahren noch Erinnerungen wachrufen

- einen super netten Vermieter und die gute Frau im Beauty Queens, die uns das Leben in Manipal erleichterten

- und schließlich jede Menge Erfahrungen, die man nur nach und nach in Worte fassen kann

Danke an alle, die mich/uns gehen ließen, um sich mit mir/uns auf die Rückkehr zu freuen!

blog

 

 

Dienstag, 26. Juni 2012

Washing Days und Leben in Indien

Sechs Monate haben wir hier nun verbracht. Deswegen möchten wir euch heute von unserem Alltag neben der Uni berichten.

Die Lebensunterhaltungskosten sind im Schnitt etwa 75-80% günstiger als in Deutschland. Importierte Ware und Luxusartikel (wie Make-Up, Mascara…) sind hingegen in der Regel teurer. Neben “fast” modernen Hochhäusern stehen immer noch einfache Straßenverkäufer. Für umgerechnet wenige Eurocent kann man viel erwerben, wie eine Prepaidkarte beim nächsten TATA-Shop. Nervig ist nur, dass man dann jeden Tag mind. 10 SMS und Anrufe von seinem Anbieter erhält. Dann gibt es noch den netten Herrn  Airtel, um jeden Monat seinen Internetstick aufzuladen.

      DSCI1025                        DSCI1397

                      Airtel-Shop                                                           Hauptstraße zum Tiger Circle

             DSCI0454                         DSCI0648

                      Tiger Circle                                                                     Manipal Store

DSCI2318

der indische NanuNana

Die End Point Road auf der wir wohnen, ist mehr oder weniger die “Schlossallee” des Monopoly. Denn hier gibt es wirklich alles: zahlreiche Restaurants und Einkaufsläden auf der einen Straßenseite und auf der anderen wird man mit Indiens Alltag konfrontiert: Dreck, Umweltverschmutzung, Armut.

Der “Beauty Queens Store” ist unser kleines Kaufland, bei dem ein täglicher Besuch meist nie ausblieb, da man Getränke, Kekse, Brot, Waschmittel, Weichspüler, ja eigentlich immer was brauchte. Einen Kühlschrank um unsere Lebensmittel frisch zu halten haben wir nicht, aber es geht auch ohne und spart außerdem noch Strom.  Das nebenangelegene Hot Chix’s war mein Retter in der Prüfungszeit. Eines der wenigen Fastfood Restaurants in Manipal. Schnell Essen und Lernen. Die Mitarbeiter wunderten sich schon als meinen Besuche bei den Endprüfungen anstiegen.

End Point Road – von unten nach oben

     DSCI2290                         DSCI2291

                Syndicate Circle                                                   einer von vielen Rikshaw-Ständen

     DSCI2292                  DSCI2294

               Domino’s Pizza, erste Bar

     DSCI2297                  DSCI2298

   Straßenverkäufer                                                                       Black Cup

     DSCI2299                  DSCI2300

das nicht so schöne Indien - die andere Straßenseite

     DSCI2301                  DSCI2309

                   die Wäscherei                                                                        zweite Bar

           DSCI0653                                    DSCI0655

Wäsche in Päkchenform nach der Wäscherei

     DSCI2312                  DSCI2313

               edu-Building – Rückansicht                                                       Basil

     DSCI0544                  DSCI0545

leckerer Kuchen im Crumbz

    DSCI0549                  DSCI0557

                     Sip Dine                                                                   Hot Chix, direkt neben uns

DSCI2317

der tägliche Einkaufsbesuch

Und nicht zu vergessen, der Big Bazaar in Udupi, den uns Suma an unserem ersten Wochenende sofort präsentierte, um das wichtigste für die ersten Tage zu besorgen. Der Bazar erstreckt sich über drei Etagen und man findet alles, wie in einem normalen Kaufhof/Kaufhaus in Deutschland.

DSCI2229

indischer Kaufhof

Waschen müssen wir allerdings selber, mit Eimern, da wir keine Waschmaschine besitzen. Es gibt zwar Wäschereien, eine auf unserer Straße haben wir auch ausprobiert (s.o.), waren aber nicht so zufrieden damit, sodass wir beim selber waschen geblieben sind. Es macht aber an sich Spaß und Zeit ist in der Woche auch genug dafür, außer wenn Prüfungen waren und  solange die Wäsche nicht all zu schmutzig ist. Ende Januar habe ich dann auf einen Wäscheständer bestanden, da die Haken, um unsere mitgebrachte Wäscheleine zu spannen, viel zu hoch (2m) sind, und ich so schlecht Wäsche aufhängen kann.

     DSCI2316                 DSCI0914

               unsere “Waschmaschine”                               Wäscheständer erfüllt seinen Zweck

DSCI1995

unser tierischer Mitbewohner

In den sechs Monaten ist mir die ein oder andere “Toilette” über den Weg gelaufen, am Campus, in Manipal selbst und bei diversen Ausflügen und der Toilettengang erwies sich oftmals etwas abenteuerlich, teilweise auch mit ein wenig Überwindung verbunden. Es ist schon eigentlich etwas besonderes, überhaupt ein abschließbares „eigenes“ WC zu finden (neben Hostels und Wohnung) – also kann man sich im Erfolgsfall schon einmal freuen. Grundsätzlich bevorzugt man in Indien so genannte „Hocktoiletten“. Gespült werden diese mittels eines kleinen Behälters, den man mit Wasser befüllt. Toilettenpapier sucht man vergeblich – die Säuberung findet mittels der linken Hand und eines meist vorhandenen Wasserschlauchs statt. Die Oberschenkel sind mittlerweile stramm und gestärkt, sein eigenes Toilettenpapier muss man ständig mit dabei haben. So habe ich dann zum Ende hin eine Rolle unter der Unibank gebunkert. Wenn die Toilette vor einem benutzt wurde, steht der ganze Raum unter Wasser, die Ballerinas und Hosenbeinenden sind dann natürlich auch gleich mit nass.

verschiedene indische Toiletten

     DSCI0605                 DSCI0816

                                            DSCI1246

…aber es geht auch anders… (Gastbeitrag von Buggl und Franzi)

DSCI4293

Montag, 18. Juni 2012

Hochzeitsfeier in Bangalore

Nachdem uns Chandan in Delhi am Flughafen absetzte, ging unser Flieger nach Bangalore, zurück in den Süden Indiens. Am Abend erreichten wir das Hotel, wo wir unsere anderen vier deutschen Klassenkameraden, aus Chennai kommend,  wiedersahen.

Denn, DC und Ramya haben letztes Wochenende geheiratet und wir waren dabei!

Reception (9.6.)

Am Samstag Nachmittag fand der offizielle Hochzeitsempfang für die geladenen 1.000 Gäste statt, darunter wir sieben internationalen Gäste.  Wie versprochen, sollten die Mädels in Sari und die Jungs in Kurta erscheinen. Laut DC’s Aussage würde uns von seinen Schwestern und Cousinen beim Ankleiden geholfen werden und sollten ein wenig eher erscheinen. Doch, wie es bei Hochzeiten so ist, kann man nie planen. So kamen Alex und ich als erstes in der Conference Hall an. Sofort wurden wir von DC’s Bruder und Schwager erkannt und begrüßt. Sie weisten uns ein und baten Platz zu nehmen und dem Geschehen zu folgen. Ein wenig später kam DC ohne Braut (noch entspannt) und lud uns zu einem kleinen Frühstück ein. Es folgte das typische Essen auf Bananenblättern. Regelmäßig ging jemand durch die Reihen und warf uns etwas zu Essen hin. Mit Fingern essen war doch noch mal auf die letzten Tage in Indien angesagt. Ein wenig später kehrten die anderen fünf von uns ein und danach wurden wir zügig in einem Nebenzimmer eingekleidet.

Während der Hochzeitsfeier sitzt das Paar mehrere Stunden auf einem Podest, damit jeder Gast sie genau betrachten kann. Die Braut ist in einen farbenfrohen Sari gehüllt und reich geschmückt. Selbst ihre Hände sind bemalt und mit glitzerndem Geschmeide verziert. Der aufwendige Schmuck soll die Götter günstig stimmen und sie veranlassen, Unheil abzuwenden. Die nächsten Anverwandten hocken sich mit dem Paar unter einen Baldachin, wo das Opferfeuer brennt. Kokosnüsse werden gespalten, heiliges Wasser in das Feuer gesprengt, das Brautpaar mit Blüten und Reiskörnern überschüttet. Religiöse Hymnen begleiten das mystische Geschehen, dessen stundenlanges Ritual einzig und allein der Brahmanen-priester kennt; allen seinen Anweisungen wird daher ergeben gefolgt. Schließlich hängt sich das Paar gegenseitig lange Blumengirlanden um, wie unsere Eheringe ein Symbol von Zusammengehörigkeit und ehelicher Treue, und der Bräutigam streicht seiner Zukünftigen rotes Zinnoberpulver auf den Mittelscheitel und hängt ihr eine Halskette um. Mit dem siebenmaligen Umschreiten des heiligen Feuers, bei dem der Bräutigam die Braut an der rechten Hand führt, der Sari mit dem schweifförmigen Ende des Turbans verknotet wird, ist der Bund fürs Leben besiegelt. Dann bittet das junge Paar um den Segen der Eltern.

Waren die Zeronmonien vollendet, darf dem jungen Paar gratulier, zahlreiche Nachkommen und ein langes Leben gewünscht und kostbare Hochzeitsgeschenke überreicht werden.  Eine lange Schlange bildete sich. Und jeder der oben bei dem Hochzeitspaar stand wurde mit diesem fotografiert, Ein extra gemietetes Filmteam und Fotograf standen dafür bereit. Als sich die Schlange etwas löste, gingen wir auf die Bühne und gratulierten. Danach begaben wir uns an die lange Essenstafel. Es dauerte bis 23:45 Uhr bis alle 1.000 Mann gratuliert hatten und fotografiert wurden. Als der letzte Gratulant folgte, wurde die Musik lauter und das Hochzeitspaar und Verwandte tanzten ausgelassen durch den Saal und hoben beide in die Luft.

   DSCI3600                     DSCI3602

          DC erscheint                                                                    die Musiker

   DSCI3614                     DSCI3617

Frühstück, noch ohne Sari und Kurta                                            DC mit seinen Eltern

   DSCI3621                     DSCI3633

                      eine von vielen Zeromonien, mit Eltern, Verwandten und Braut

    P1000739                    DSCI3638

          wir, die internationalen Gäste                                                     ich und Alex

     P1000744                   DSCI3652

                    Ramya und DC vor und während dem Tausch der Blumenketten

      P1000750                  P1000761

                                                           das große Fotoshooting

 

Muhurtam (10.6)

Bei den Hindus wird schon einige Zeit im Voraus ein Astrologe für die wichtige Entscheidung einer Eheschließung nach der günstigen Zeit befragt. Jyostisha heißt diese alte indische Lehre im Sanskrit und deutet die Stellung bestimmter Himmelskörper. Als Muhurtham bezeichnen die Hindus die ganz genaue Uhrzeit für den Ritus des Eheversprechens. Ein Pujari - Priester - leitet das Ritual, das unter einem Baldachin stattfindet.

  P1000767                                    P1000768

                                                                  rituelle Fußwaschung

  P1000791                                    P1000799

der Bräutigam hängt der Braut die Goldkette um                 

          DSCI3670                                       DSCI3674

                  neuer Turban           

  DSCI3666                      DSCI3671

                                   alle Kinder wollten sich mit uns fotografieren lassen

  P1000807                      P1000809

       Kristina, Stefan, Sarah, Frank, Marcus, ich, Alex (und mit indischen Kindern) (v.l.)

  P1000812                      P1000817

             wir mit DC’s Angehörigen

P1000832