Montag, 23. Januar 2012

Unser erster Schultag

Leider ohne Schultüte :(. Das Klassenzimmer sieht aus wie aus den 50er Jahren. Holzbänke, Pult und Kreidetafel. Wenn der Lehrer hereinkommt, stehen alle auf, bis er sagt, man dürfe sich setzen. Disziplin wird hier sehr groß geschrieben. Es fehlt nur noch, dass der Lehrer jedem, der den Unterricht stört, mit der Rute auf die Finger haut. Am Ende wird dann die Anwesenheitsliste vorgelesen. Das Mitführen von Handy ist zwar erlaubt, aber muss auf lautlos gestellt werden. Sollte ein Handy während der Stunde klingeln, wird es vom Head of Department, also dem Direktor des Institutes konfisziert, und zwar bis zum Semesterende. Da gibt es auch keine Ausnahmen. Regel ist Regel! Unseren Kommilitone DC ist das schon mal passiert und konnte sich für die Zeit ein Zweithandy besorgen.

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                        unser Klassenzimmer – jede Stunde in diesem Raum

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         eine deutsche Klasse in Indien                                         Das MIT

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        der Gründer des Instituts (T.M.Pai)                    unser Hefter – handgebunden

Obwohl sich das alles sehr streng anhört, geht es während des Unterrichts doch sehr locker zu. Es wird hier mehr interagiert und versucht durch eine Art “sokratischem Dialog”, eine gemeinsame Antwort zu finden. Diese Art des Unterrichts ist recht interessant, da man sich aktiv am Lösen der Probleme beteiligen kann. Nichtsdestotrotz fühlt man sich auch dadurch manchmal wie in der 8. Klasse, da die Lehrer teilweise fragen, ob man es verstanden hat, woraufhin niemand eine Antwort gibt und der Lehrer solange fragt, bis sich doch jemand erbarmt “Yes” zu sagen. Doch damit nicht genug, wird sich nochmals erkundigt, ob das auch wirklich alles klar ist, worauf man wieder mit  “Yes” antworten muss. Die meisten Fächer haben wir alleine ohne indischen Kommilitonen. In zwei Fächern begleiten uns DC und Suma und in einem Wahlfach sind sogar vier weitere indische Studenten dabei. Aber alle sind sehr lieb und interessiert. Jeder kommt auf dich zu, stellt sich vor und fragt dich aus. Im Gegensatz zu den Menschen auf der Straße, laufen die Studenten meist in fast westlicher Kleidung herum. Nur wenige tragen Saris oder die für Männer traditionelle Kleidung.

Unterricht haben wir von Montag bis Samstag von 8-12:30 Uhr und Freitag und Samstag zusätzlich 14-17 Uhr. Eine Unterrichtseinheit ist 60 min lang und im Gegensatz zu Chemnitz sehr entspannend. Manche Einheiten dauern auch nur 45 min, je nachdem wie viel Stoff anfällt. Im Gegensatz zu Chemnitz werden hier nicht am Ende des Semesters  Prüfungen in allen Fächern geschrieben. Es gibt zwei Zwischenprüfungen und eine Abschlussprüfung in jedem Fach. Außerdem muss für jedes Fach bis zu jeder Zwischenprüfung verschiedene Assignments abgelegt werden, das können Referate als auch Belege sein.

Und wenn wir mal nicht von der Uni zu Fuß nach Hause gehen, dann fahren wir mit der Rikscha.

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Auf dem Campus gibt es diverse Lädchen, wo man eigentlich fast alles bekommt, was man dringend braucht. Als wir einen Block zum Schreiben für die Uni suchten, stellten wir schnell fest, die Inder kennen kein kariertes Papier, sondern nur liniertes. Schreibt der Deutsche  eher Aufsätze auf liniertes Papier und den Rest auf kariert, so nutzen sie hier ausschließlich liniert. Das mussten wir natürlich hinterfragen. So erklärte uns Suma, dass sie unser kariertes Papier nicht kennen. Aber worauf schreiben dann Kinder ihre Rechenergebnisse in der Schule? Dafür verwenden sie Millimeterpapier, dass ist schon eher als kariert bekannt.

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           einer von vielen Campusläden                        kopieren heißt hier Xerox

Auch auffällig ist, es heißt hier nicht “make a copy” (Kopie machen), sondern “make a Xerox”. Am Anfang waren wir ziemlich verwirrt darüber, was das bedeutet wurde uns dann aber schnell klar, als wir mit unserem Vermieter redeten, der Kopien von unseren Unterlagen haben wollte. Für alle Nicht-Print-Fachleute eine kleine Erklärung: Im Jahr 1949 hat die amerikanische Firma Haloid den ersten Bürokopierer auf den Markt gebracht, der nach dem heutigen Prinzip mit Toner arbeitete. Da in der Fotobranche als Markennamen kurze Worte mit gleichem Anfangs- und Endbuchstaben in Mode waren (z.B. Kodak, Nikon, Agfa), wurde der Markenname Xerox (xeros griech. für Trocken) gewählt. Xerox besaß bis in die 70er Jahre das alleinige Patent auf die Xerographie und kontrollierte damit etwa 95% des Marktes für Normalpapierkopierer. Deshalb ist auch heute noch in weiten Teilen der Welt "Xerox" das Synonym für Kopie (wie "Tempo" in Deutschland für Papiertaschentuch).

 

 

1 Kommentar:

  1. Achja .... da werden Erinnerungen wach ;)
    Vor allem das mit dem karierten Papier. Ich habe es auch sehr vermisst :(
    Auch an xerox kann mich gut erinnern. Da gibt es doch "Om Xerox" auf dem Campus ... da haben wir immer unsere Kopien bzw. Ausdrucke gemacht :)

    Viel Spaß!!!
    LG
    Judit

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