Sonntag, 12. Februar 2012

die rechte Hand ersetzt das Besteck

Heute dreht sich alles ums Thema Essen. Wo? Was? Wie viel? Ist es zu scharf? Und vor allem findet Jule “etwas” zu(m) essen Smiley., die ja sooo käbsch ist und dann muss es jetzt noch zusätzlich scharf sein. Alex und dem Rest unserer Gruppe kann es gar nicht scharf genug sein, und es wird alles ausprobiert – die ganze Karte rauf und runter. Einzige Ausnahme bilde ich. Die Inder,  wissen mittlerweile Bescheid, und wenn sie mit uns essen gehen, arrangieren sie für mich immer “without spice”, sodass ich wenigstens etwas essen kann. Reis, Hühnchen und Joghurt passen mittlerweile immer. Zudem sind bei jedem seine anerzogenen Tischmanieren über Bord geworfen, aber dazu später mehr.

Montag bis Samstag gehen wir mit den anderem im Food Court (Mensa) frühstücken, bevor wir uns auf den Weg zur Uni machen. Das Frühstück kostet 30 Rupien (46 Cent). Mit einem leeren Tablett geht es ans Buffet. Zur Auswahl gibt es ungetoastes und getoastetes Brot, leider nur eine Sorte Marmelade (war zu Beginn extrem süß und konnte nur mit Würgen hinunter gebracht werden; inzwischen hat man sich daran gewöhnt), Puri, Joghurt und entweder ein gekochtes Ei oder Omelette und andere Sachen. Als Getränk gibt es Chai Tee oder Kaffee. Da mir persönlich der Kaffee in diesem kleinen Alubecher nicht ausreicht, gibt es eine große Tasse Kaffee noch zu Hause. Als Besteck gibt es nur Gabel und Löffel, keine Messer – egal zu welchem Essen. Damit muss man dann  auch seine Toasts beschmieren, die Gabel wird gut und gerne auch als Eierschneider umfunktioniert. Da Sonntags keine Uni ist, wird zu Hause gefrühstückt mit Kaffee, Toast und Nutella Smiley.

Food Court

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         Food Court                                                  überall streunende Hunde

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                                              unser Frühstück

Am Anfang sind wir mittags in die MIT Cafeteria essen gegangen, was zwischen 25-70 Rupien (38 Ct.-1,10€) kostet. Die Inder sind sehr bedacht darauf, dass alle Mahlzeiten strikt eingehalten werden  Wie bei mir zu Hause fragt uns Suma, ob wir und was wir gegessen haben. Wenn wir verneinen, kann sie das gar nicht verstehen. Inzwischen hat sich jeder Brotbüchsen gekauft, die beim Frühstück präpariert und zum Mittag verzerrt werden.

MIT Cafeteria

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             Masala Dosa: links scharf – rechts unscharfe Variante für mich

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                                        Oreo-Shake (wie die Kekse)

 Zum Abendbrot werden verschiedene Restaurants getestet, die entweder per Fuß oder Rikshaw zu erreichen sind.  Je nachdem, wo wir einkehren, bewegt sich der Preis für eine Mahlzeit (und da ist Vorspeise, Hauptspeise, Getränk mit eingerechnet!) zwischen 95-300 Rupien (1,50-4,60€). Unzählige Lokalitäten wurden bis jetzt getestet, dazu gehören: Food Court, BQ-Mess, Attill, Aloha, Saiba, FischMaxx, Basil, Dollops, SipDine, Domino’s, China Valley und Hotspot.

Immer wieder stellt sich die Frage: Veg oder Non Veg? Auf den Speisekarten vieler  Restaurants fehlen zudem Rind- und Schweinefleisch, denn Rinder gelten den Hindus als heilig und Schweinefleisch ist für Muslime tabu. Essen markiert Grenzen und Identitäten. Gleichzeitig ist es ein Spiegelbild der indischen Gesellschaft mit all ihren Facetten. Und wir lernen, wie ein normaler Inder zu essen. Mit den Fingern. Dazu wird mit den Fingerspitzen der rechten Hand (ausschließlich der rechten Hand, die der linken werden für die entgegengesetzte Körperöffnung gebraucht!) etwas von dem soßigen Anteil der Mahlzeit mit Reis vermischt und zu einer Kugel geformt. Hand und Arm werden gehalten als benutze man einen Löffel. So wird die Kugel zum Mund geführt und mit dem Daumen über die Fingerspitzen in den Mund geschoben. Vor der nächsten Portion wird der Daumen einmal um die Fingerspitzen geführt um eventuelle Reste abzustreifen. Mich kostet es einige Überwindung die Köstlichkeiten auf meinem Teller überhaupt anzufassen. Meine anerzogenen Tischmanieren lassen meine Hand immer wieder zurückschrecken. Mit Essen spielt und matscht man nicht. Nach einigen unbeholfenen Versuchen klappt es langsam. Kristina, Stefan und Markus haben den Dreh raus und sehen danach immer aus wie Sau, und dreckig sind sie auch noch. (Stefans favourite Spruch Smiley)

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                                         so sieht man aus, wenn man “indisch” ist

Das beste Highlight war der Fischmaxx. Wie der Name schon sagt, gibt es in diesem Restaurant nur Fisch. Obwohl ich und Alex uns erst schwer taten, weil wir keine großen Fischesser sind, wagten wir es dennoch. Und es hat sich gelohnt. Wir haben uns danach alle zehn Finger abgeleckt. Ich bekam natürlich die ungeschärfte Variante. Einziges Manko: es war ein wenig stark gesalzen. In Deutschland hätten wir sicher solch ein Lokal nie betreten, denn es sah nicht gerade einladend von draußen als auch innen aus. Zudem bekamen ein Bananenblatt, welches als Teller dient, das man mit Wasser etwas abwäscht. Dann kam jemand mit dem Fisch und einem Eimer Reis, von dem es  einen Schlag fein säuberlich neben den Fisch auf’s Bananenblatt gab. Jeder konnte so viel Nachschlag haben wie er wollte, und nach dem Essen wurde das schmutzige Blatt mit den Resten in die Tonne für das Vieh geworfen: das ökologische Wegwerfgeschirr! Es war ein reiner Fressakt, denn für gerade mal 200 Rupien pro Person bekam man nicht Ein sondern Vier Gänge Fisch und noch Garnelen als auch Tintenfischringe. Besteck gab es nicht. Am Ende gibt es eine kleine Schale mit heißem Wasser und Zitrone, mit dem man sich die Hand wäscht.Während man auf die Rechnung wartet, wird eine kleine Schale mit bunten Körnern, sogenannten Supari’s gereicht. Dazu nimmt man einen Teelöffel in die Hand, nimmt die Körner dann in den Mund, zerkaut sie ordentlich und schluckt sie anschließend herunter. Diese sollen dafür sorgen, dass man das Essen besser verträgt und verdauen kann. Morgen werden wir wieder hingehen Smiley

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        Einblick in die indische Küche                              das Bananenblatt

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unsere Gruppe: (links) Valli Bachelor-Student und (rechts) DC unser  Kommilitone                           

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                                                     na Jule, schmeckt’s?

Food Court und BQ-Mess bergen immer Überraschungen für mich. Hier kann man nicht nach Speisekarte essen,  sondern sich nur das vom Buffet nehmen, was da ist. Meistens gibt es Naan-Brot, Reis, Joghurt, verschiedene Fleischarten und Soßen. Bei jeder Soße, die ich mir draufmache und denke sie ist nicht scharf, ist natürlich scharf.

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           typisches BQ-Mess-Essen                            Attill – Multi Cuisine Restaurant

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                                                 Supari – Verdauungskörner

Alternativen wie Domino’s Pizza, Subway und HotChicks (ähnlich wie KFC) gibt es hier natürlich auch, die auch schon getestet wurden. Auch wenn mir das öfters gefallen würde, geht es dort nur ab und zu hin (geschätzte 20.000 kcal/Essen).

Fazit von fünf Wochen indischer Küche für mich: Trotz anlaufender Schwierigkeiten ist es nicht ganz so schlimm, wie vermutet. Für das wenige Geld wird man gut satt. Hungern muss man nicht. Auch wenn es immer noch ein klein wenig scharf ist, obwohl nicht scharf bestellt, lässt es sich inzwischen gut aushalten. Vielleicht kann ich ja dann doch scharf essen, wenn ich wieder komme Smiley.

 

 

 

 

 

3 Kommentare:

  1. Der Bine ging es genauso wie dir. Auch wenn wir immer ohne Spice bestellt haben, war es am Ende doch etwas scharf.
    So viele Restaurants haben wir nicht mitgenommen weil unsere Kommillitonen nie weggegangen sind und wir zu zweit auch nicht immer essen gehen wollten. In einer Gruppe macht das bestimmt riesen Spaß.
    Trinkt ihr das Wasser ,was ihr bekommt so oder bestellt ihr immer Mineralwasser?

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  2. Suma meinte das man in den restaurants in Manipal ohne weiteres das wasser trinken kann - da es durch diese filteranlagen läuft. Und wenn man sich doch mal unsicher ist soll man heißes wasser bestellen.

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  3. Das freut mich zu hören, dass es mit dem Essen mittlerweile gut klappt ;)
    Da geht es dir ja schon besser als mir damals ;)

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