Donnerstag, 16. Februar 2012

Karnataka Bandh

Bandh (Hindi: बंद), ist ursprünglich ein Hindi-Wort für "geschlossen", ist eine Form des Protestes von politischen Aktivisten und wird in einigen Ländern wie Indien und Nepal verwendet. Oft bedeutet Bandh, dass die Gemeinschaft oder politische Partei, die ein Bandh erklärt, erwartet, dass die allgemeine Öffentlichkeit in ihren Häusern bleibt. Und so durften wir das gestern auch: Die Nachricht verbreitete sich rasend schnell über Facebook, (noch bevor die Dozenten etwas davon wussten) wo Studenten posteten, dass am Mittwoch keine Uni sein würde. Wie gewöhnlich sind wir gestern in den Food Court zum Frühstück gegangen. Dort werteten wir die Facebook-Nachrichten erst einmal aus, wussten aber nicht ob wir dem Glauben schenken sollten, dass keine Classes sein werden. Also machten sich die vorbildlichen, deutschen Studenten auf den Weg zum Unigebäude und stellen fest, dass keine Studenten wie sonnst mit uns liefen, als auch, dass der Food Court recht leer war an diesem Morgen. Auch als wir unser Institut betraten, war es sehr ruhig und leer. Nicht einmal ein Beamer war in unserm Klassenzimmer aufgebaut, ein Zeichen, dass schon keine Uni sein kann. Doch unser Lehrer in der ersten Stunde war als einzigster da und wusste von nichts. Wir erklärten ihm die Situation. Nach 15 Minuten und mehreren Telefonaten war es offiziell: es findet keine Uni statt. Grund: Am 14.2.2012 ist Karnataka’s Bildungsminister VS Acharja im Alter von 72 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben.

Traurig! Doch endlich mal ein Tag frei. Der freie Samstag fehlt einem sehr. Jeden Freitag nach dem Praktikum um 17 Uhr, frage ich mich auf dem Weg nach Hause: Was werden wohl die anderen  zum Wochenende tun? Und dann stelle ich mir vor, dass es für uns ja nur noch ein Tag ist und wir dann auch frei haben. Auch wenn das dann ab Samstag 17 Uhr der Fall ist, ist ja nur noch der Sonntag übrig und dann geht es am Montag schon wieder von vorne los. Also was tun an einem freien Tag? Als erstes ging es zum indischen Frisör, denn Alex brauchte einen neuen Schnitt. Das Ergebnis kann sich für 60 Rupien (95 Cent) sehen lassen, bei allen Zweifeln die man zuvor hatte.

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                               kann sich doch sehen lassen

Danach gingen wir ins Marena zum Sport (Blogeintrag folgt noch), danach zum Mittag mit Sarah in den KMC Food Court und dann heimwärts, um noch wenigstens etwas für die Uni vorzubereiten. Dann gegen 18 Uhr sollte es vom Busstand am Tiger Circle für die Mädels Richtung Udupi gehen zum Schneider und Accessoires kaufen. Aber dafür ein kurzer Rückblick auf unsren letzten Sonntagsausflug nach Mangalore:

Vor 14 Tagen fuhren wir mir Suma und Barkha (Zimmernachbarin im Hostel) nach Mangalore. Da die Mehrheit Sonntags für Ausschlafen ist, starteten wir erst halb elf und kamen halb eins in Mangalore mit dem Bus an. Hungrig gingen wir in ein Nobelrestaurant, namens Coral. Dort wurde man von allen Seiten bedient und auch das Ambiente war sehr schön gestaltet. Nachdem der Magen gefüllt war, ging es weiter Richtung Sari-Shop PSR (Der Sari besteht aus einem fünf bis sechs Meter langen ungenähten, rechteckigen Tuch, das an einem Ende oft eine breite Schmuckborte von anderer Farbe aufweist. Diese Stoffbahn kann man grundsätzlich in drei Zonen unterteilen, den Paluv (auch Pallu), das Schulterstück, das am dekorativsten gestaltet ist, dann das Korpus des Saris, das sowohl schlicht als auch sehr dekorreich ausgeführt sein kann, und die abschließende Schmuckborte am fußläufigen Saum. Am Oberkörper trägt man meist eine kurze feste Bluse namens Choli (चोली, colī), die vorne zugeknöpft wird), denn die eigentliche Intention die uns nach Mangalore führte, war Sari’s zu kaufen. Doch die Auswahl war riesengroß und so fiel das Wählen schwer. An einer großen Theke kramten Angestellte alles hervor, was sie an Stoffen und Farben zu bieten haben. Und bis dann jede von uns ihre Farbe, ihren Stoff gefunden hatte und zufrieden war, verging einige Zeit. Der Sari kann auch aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt sein: einfache Baumwolle, Mischgewebe mit Seide, Kunstseide bis hin zur reinen Seide. Es gibt einfache Saris, bedruckte, mit eingewebten Mustern, mit Gold- oder Silberborten, bestickt oder komplett mit Gold- und/oder Silberfäden durchwoben. Die Jungs entspannten sich derweilen auf der Couch. Vom Sari-Shop ging es per Rikshaw weiter in die Mall zum allgemeinen shoppen. Hier gab es wirklich alles. Die Mall ist  5-fach so groß wie die Sachsenallee und alles erwerbbar was man braucht. Kosmetika-Sachen sind etwas teurer. Nach zwei Stunden entschied sich die Gruppe zu trennen, da viele nach Manipal zurück wollten. Sarah, Barkha, Alex und ich blieben in der Mall bis zum Schluss. Zum Ladenschluss um acht waren wir fertig. Zu viert zusammengequetscht(max. drei Mann haben nur Platz) in der Rikshaw ließen wir uns vom Fahrer sicher zum Busstand und direkt vor den Bus, der nach Manipal fahren sollte, absetzen. Denn es war schon sehr spät, und Barkha erhielt von Suma den Auftrag uns sicher nach Manipal zurückzubringen. Sicher im richtigen Bus gelandet, standen uns noch 90 min Busfahrt bevor. Wer dachte, man könnte schlafen liegt falsch. Dieser Bus war nicht voll klimatisiert und ein guter Bus, wie der hinzu, sondern mehr ein “Linienbus”. Während der Fahrt musste man sich irgendwo festhalten und wir saßen auch noch ganz hinten und der Bus nahm jedes einzelne Schlagloch mit und bretterte mit 70km/h drüber; sehr zum Leidwesen der hinteren Passagiere. Die sprangen und ragten an die  Busdecke heran, was teilweise schon richtig weh tat. Nach einer Weile fand ich es ganz lustig und musste anfangen zu kichern, wohlwissend was beim nächsten Schlagloch wieder passieren würde. Das kannte ja nun die indische Bevölkerung gar nicht und drehte sich öfters um. Also, das war mit Abstand die härteste und unbequemste Art Bus zu fahren. Gegen um elf kamen wir in unserer Wohnung an und fielen ins Bett.

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        Nobelrestaurant in Mangalore                        Wir mit Bharka (Zimmernachbarin)

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                           Wir zwei                                                              der Berater

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                            erste Anprobe                                                 zweite Anprobe

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                                                        Mall in Udupi

Jetzt haben wir uns zwar den Stoff für den Sari gekauft, aber die Bluse fehlt noch, die wir uns bei einem Schneider in Udupi anfertigen lassen wollten.  Somit machten wir uns gestern mit Suma auf den Weg dort hin. Beim Schneider angekommen, musste die nächste Entscheidung getroffen werden. Wie soll die Bluse aussehen? Das Choli ist die traditionelle Bluse zum Sari, dem Wickelgewand der Frauen.Es sollte aus dem gleichen Stoff und der gleichen Farbe wie der Sari der Trägerin sein. Deshalb wird meistens mit dem erworbenen Saristoff ein gleichartiges Stück Stoff für das Choli mitgeliefert oder es hängt an einem Ende vom Sari mit an.
Das Choli ist eine sehr eng auf Körperform geschnittene Bluse. Sie lässt den Bauch frei. Heutzutage gibt es viele verschiedene Formen. Mal länger, mal kürzer, mal mit Rundausschnitt oder spitzem Ausschnitt. Ganz modern sind Trägertops aus dem gleichen Stoff wie der Sari. Geschlossen wird das Choli normalerweise mit Häkchen oder Knöpfen. Auf der Rückseite befinden sich Schnüre zum Regulieren der Weite. Puh, eine Menge die beim Anfertigen einer Bluse beachtet werden muss. Doch Suma stand uns mit Rat und Tat zur Seite.

Die Woche erfuhren wir, dass unser Kommilitone DC definitiv im Juni heiraten wird und wir sind alle zur Hochzeit in Bangalore eingeladen. Neben uns Deutschen werden noch 1000 weitere Gäste erwartet. Laut DC sei dies schon nur der “nähere” Verwandtschaftskreis. Das kann ja was werden Smiley.  Also kauften wir zu unseren Sari’s gleich den passenden Schmuck dazu, den wir bei der Hochzeit tragen werden. Dazu führte uns Suma in einen kleinen Laden. Als erstes mussten die Armreifen passend zum Sari ausgesucht werden. Das ist gar nicht so leicht. Sofort bekam jede von uns eine Inderin zur Seite gestellt, die sich dieser Aufgabe widmen musste. Suma musste extra noch mal zum Schneider zurückgehen und unsere Sari’s holen. Es kommt nicht darauf an, welche Hauptfarbe der Sari hat, sondern welches Stück über der Schulter später liegen wird und zu dieser Farbkombination muss der Schmuck farblich arrangiert werden. Dann kann man noch wählen, ob man Armreifen an beiden oder nur an einem Arm tragen möchte. Um überhaupt die passende Armreifengröße zu finden, wurden die Handknochen abgetastet. Sie stellten bei mir fest, dass ich sehr weiche Knochen hätte. Dann ging es im fliegenden Wechsel auch schon zur nächsten Theke um das Bindi auszuwählen. Hier gibt es auch wieder verschiedene Arten, lange und kurze. Danach wurde die Halskette mit passenden Ohrringen ausgesucht. Hier wurde versucht, einem das erst beste anzudrehen. Nach längerem Suchen und Stöbern fand dann jede das passende. Diese Theke sah aus, wie bei Harry Potter, als er sich seine Zauberstab auswählen sollte. Genauso ein Chaos zwischen unzähligen Kartons das richtige zu finden. Gegen Acht verließen wir alle zufrieden das Geschäft. Beim Schmuckkauf war ich diesmal die teuerste (1680 Rupien = 25€,): Inzwischen waren die Jungs nach Udupi nachgekommen, um gemeinsam essen zu gehen. So kehrten wir im “Woodland” ein, um den freien Tag ausklingen zu lassen. Am Ende musste uns die Rikshaw heimfahren, weil es schon so spät war, dass keine Busse mehr fuhren.

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             Schneider in Udupi                                                        Schmuckladen

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                  Thali                                                                 Woodlands

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        der Hochzeitsschmuck: Bindi, Halskette, Ohrringe, Armreifen für links und rechts

1 Kommentar:

  1. Der Sari-Kauf ist ja fast schon wie ein Déjà-vu ;) Und der grüne Sari hat auch etwas Ähnlichkeit mit meinem, zumindest diese goldfarbenen Ornamente.
    Sieht alles schick aus :)
    Und der Schmuckladen kommt mir auch bekannt vor ... glaube ich zumindest ;)

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